Chronik

Chronik anlässlich des 70-jährigen Jubiläums im Jahre 2023

Der Grundstein wurde im Jahre 1924 gelegt, als das Tambourcorps „Rheinklänge“ gegründet worden war. Tambourmajor Josef Rodenbüsch führte dieses Corps, dem damals auch schon Franz Rosen, Josef Krapohl und Ferdinand Steinmetzer angehörten. Stellvertretender Major war Michael Stock. Leider löste sich dieses Corps in den Jahren 1936/37 auf.

Schon einige Zeit vor der Neugründung versuchte Franz Rosen, der als Briefträger in Glehn natürlich viele Leute kannte, das Tambourcorps in Glehn wieder aufzurichten.

Theo Wingerath, Günter Brendel und Heini Knuppertz übten bei Wingerath am Schwohenend das Trommelspielen auf Holzklötzen und Schalbrettchen, später kam Johann Rakels dazu. Franz Rosen kümmerte sich um die Hornisten.

Am 6.September 1953 fanden sich im „Hotel Drink“ Franz Rosen, Josef Krapohl, Ferdinand Steinmetzer, Josef Meurer, Heinrich Knuppertz, Günter Brendel, Günter Dahmen, Johann Rakels, Gerhard Jansen, Hubert Schulz, Hans Jordan, Theo Wingerath und Heinz Wingerath zusammen, um über die Gründung eines neuen Tambourcorps zu sprechen. Die Anwesenden gaben dem Corps den Namen „Blüh Auf“. Unter diesen hoffnungsvollen Insignien begann der Werdegang eines Spielmannszuges, der heute stolz auf seine Vereinsgeschichte zurückblicken kann. Bereits am 13. September 1953, als die 1. Jahreshauptversammlung stattfand, hatte das Corps schon 17 aktive Spielleute.
Franz Rosen war Corpsführer. Den Vorsitz übernahm Josef Krapohl.
Schriftführer war Günter Brendel, Kassierer Heinz Wingerath und Beisitzer Ferdinand Steinmetzer.
Männer der ersten Stunde waren neben den Gründern noch Josef Meurer, Franz Nelles, Alfred Reelfs, Kurt van den Burg, Peter Müller, Herbert Poike, Günter Engemann und Gerhard Weidner. Später kamen Heinz Kasper, Walter Schmitz und Gerhard Christ dazu.

Der Anfang war schwer. Man musste mit leeren Händen beginnen. Der Spendenfreudigkeit der Glehner Bevölkerung ist es zu verdanken, dass das Corps festen Grund unter die Füße bekam. Auch die Aktiven trugen ihr Scherflein bei, so dass Instrumente und Uniformen beschafft werden konnten.
Die Corpsproben fanden auf der Kegelbahn der Gaststätte „Zur Traube“, Inh. Nilgen, statt. Da Kalbfelle, um die Trommeln zu bespannen, zu teuer waren, wurden in Wevelinghoven Ziegenfelle besorgt.
Hermann Fassbender und Peter Kremer vom T.K. Kapellen ließen die Trommelstöcke drehen, das Holz dafür (Weißbuche) stellte die Baufirma Wingerath zur Verfügung.
Die Ausbildung des Corps oblag 2 Leuten vom T.C. Westende Mönchengladbach. Die Westender spielten damals den Marsch „ Flotte Jonge“, der im 6/8-Takt gespielt wurde und wegen seines hohen Schwierigkeitsgrades den Glehnern mächtig imponierte. Die Begeisterung unter den Spielleuten war groß, weil sich die harte Ausbildung gelohnt hatte. Das wurde offenbar bei den Veranstaltungen, bei denen das Corps im Jahre 1954 öffentlich auftrat, beifällig aufgenommen. Ab 1955 übernahmen Theo Jurk für die Tamboure und Franz Fieten für die Hornisten, beide vom Tambourcorps Holzheim, die Corpsproben.
Tambourmajor Franz Rosen verstand es, sein Corps von Erfolg zu Erfolg zu führen und die Menge zu begeistern. Josef Krapohl stellte sich an die Spitze des Corps, als Franz Rosen den Tambourstab aus der Hand legte. Da es bei den Proben auf der Kegelbahn des Vereinslokals im Winter bitterkalt war (Es wurde aus Kostengründen nicht geheizt),  fanden ab 1960 die Corpsproben im Arbeitsraum der „Gärtnerei van den Burg“ auf der Joenstraße statt.
Im Jahre 1959 wurde die erste große Trommel gekauft und am 12.10. des gleichen Jahres folgte die Lyra. Die Probenleitung übernahm Hubert Sodekamp aus Mönchengladbach. Am 23.09.1967 wurden Kavallerie-Trompeten gekauft und die Hornisten bliesen jetzt neben der Flöte auch die „Fanfare“. Spielleiter für die Hornisten war Herr Reicharz vom Fanfarencorps Korschenbroich und Herr Schaffrath. Neben den Treibhäusern wurde jetzt auch die Scheune auf der Joenstraße genutzt. Damit der Gärtnereibetrieb nicht zu sehr gestört wurde, probten die Hörner im Hotel Drink, bis sich dort die Nachbarschaft über den Lärm beschwerte. Dann ging es wieder zurück in die Gärtnerei. Am 30.9.1967 wurde eine Überschlagtrommel gekauft.
1969/70 wurden die Fanfaren wieder abgeschafft.

Die Verpflichtungen bei den Schützen- und Heimatfesten nahmen immer mehr zu. Zu den Corpstraditionen gehörte es aber auch, auf Generalversammlungen, Jubiläen, St. Martin, Volkstrauertagen, Goldhochzeiten, etc. kostenlos aufzuspielen, was von der Bevölkerung dankbar aufgenommen wurde. Bis heute kann das Corps auf die stolze Zahl von über 120 Goldhochzeiten zurückblicken, bei denen es die Jubilare mit ihrem Spiel erfreuen konnte. Ihren Dienst an der Freude der Menschen stellt das Corps vor allem beim Glehner Schützenfest unter Beweis. Eine weitere beliebte Tradition war und ist es, während der „eigenen“ Kirmes dem Fleckenhaus einen Besuch abzustatten, um dem Hausherrn ein fröhliches Ständchen zu bringen.

Spielplan im Jahre 1954

1./2. Mai Stiftungsfest des Corps
9. Mai Stiftungsfest in Kaarst
22/27. Mai Sportfest des Sportvereins Glehn
19/22. Mai Schützenfest in Steinforth/ Rubbelrath
5/6 Juli Kirmes in Scherfhausen
14/15. August Rochusfest in Lüttenglehn
4./7. September Schützenfest in Glehn
12. September Schützenfest in Damm

Im Jahre 1968 kam in der Person von Alfred Lamm ein Ausbilder zum Corps, der als ehem. Regimentstambourmajor den Spielleuten den letzten Schliff, aber auch Noten, Schlager und neue Märsche beibrachte. Alfred Lamm bestand auch darauf, dass Hans-Joachim Trabandt als Major ausgebildet wurde. Die Proben fanden jetzt in der alten Turnhalle an der Schule in Glehn statt. Da die Turnhalle nur mit Hausschuhen betreten werden durfte, kam es schon mal vor, dass der eine oder andere auf Socken proben musste, da der damalige Hausmeister Herr Brunen, die Vorschriften bei seinen Kontrollgängen sehr ernst nahm. Glehns Jugend, damit ist auch die Jugend Scherfhausens, Schlichs, Epsendorfs und Lüttenglehns gemeint, bekannte sich zur musikalischen Liebe der Trommeln und Flöten, zur historischen Marschmusik und zu jenen Eigenschaften, die gerade beim Tambourcorps „Blüh Auf“ Glehn gehegt und gepflegt werden. Tradition, Kameradschaft und musikalisches Können.

Es gehört aber auch viel Idealismus dazu, zur Zeit der Schützenfeste Sonntag für Sonntag, ungeachtet der Witterungs- oder Straßenverhältnisse, bei sengender Hitze oder nieselndem Dauerregen flotte Marschweisen auf das Pflaster zu schmettern, bei denen manch alte Knochen wieder lebendig werden.

Im Jahre 1973 musste Josef Krapohl infolge eines Unfalles die Führung des Corps niederlegen. Das geschah zu einer Zeit, als das Lüttenglehner Rochus- und Glehner Schützenfest vor der Tür standen. Das war die Stunde der Bewährung für Günter Engemann, der den Tambourstab aus den Händen von Josef Krapohl übernahm und bis 1987 in der Hand behielt. Am 10. Januar 1987 wurde H.J. Trabandt, der schon 1975 als 2. und 3. Major tätig war, zum 1. Major gewählt. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Verdienste für das Tambourcorps wurde H.J. Trabandt am 9. Juli 2001 vom Präsidenten des Schützenvereins Glehn, Udo Brockers, im Beisein des damaligen Schützenkönigs Hans-Wilhelm Lenders und des Schützenoberst Andreas Erkes, zum Oberstleutnant befördert. 1993, im 40. Jahr des Bestehens des T.C. Glehn, stellte das Tambourcorps „Blüh Auf“ mit Harald Pflug den 1. und bis heute einzigen Schützenkönig aus den Reihen des Tambourcorps im Glehner Regiment. Seine Minister waren Rainer Hermann und Roland Christ. Im Regierungsjahr von „Harald I.“ hatten wir zu unseren 48 Auftritten nochmal 10 Auftritte als Königszug, was von allen Beteiligten mit Bravour gemeistert wurde.
Die Proben finden jetzt in der Aula der Gemeinschaftsgrundschule Glehn statt. Ausbilder ab 1974 waren Hubert Weber, Hubert Hamburger und Dieter Nilges. Für die Hornisten war Gerhard Christ zuständig, ab ca. 1977 auch Paul van den Burg. Seit 1993 werden die Proben vom Major geleitet, den Rest teilen sich zur der Zeit Uwe Klasen für die Tamboure und Paul van den Burg für die Hornisten.
Seit 1980 hat das Tambourcorps auch weibliche Mitglieder. Vorsitzender des Vereins ist Uwe Klasen. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins, entschied man sich zur Ausarbeitung einer neuen Uniform. Das Wappen mit dem altbekannten Fleckenhaus war von nun an in silber auf schwarzem Grund zu finden. Ein kräftig grauer Waffenrock, angelehnt an den Dienstgrad eines Offiziers, abgesetzt mit schwarz-silbernen Schwalbennestern, ist bis heute unverkennbar unserem Tambourcorps zuzuordnen.

Nach vielen Jahren der Vereinsführung von Uwe Klasen übernahm Kevin Moll 2011 den Vorsitz des Tambourcorps. Als zweiter Vorsitzender blieb Klasen aber dem Vorstand erhalten und führte den erst 21-jährigen Moll an die Vorstandsarbeit heran. Kevin Moll war im Jubiläumsjahr 2003 dem Verein beigetreten. Der damals 13 Jahre alte Moll ist musikalisch im Bundesschützenfanfarencorps Korschenbroich aufgewachsen und hatte dort schon das Amt als Jugendcorpsführer inne. Nach dem Ausscheiden von Hans Joachim Trabandt als Major übernahm Paul van den Burg den Stab und bildete Moll als seinen Stellvertreter aus. Nach über 10 Jahren musikalischer Leitung und vielen weiteren als stellvertretender Major, gab Paul van den Burg den Stab an Kevin Moll weiter. Dieser ist bis heute 1. Major des Vereins. Paul van den Burg wurde wie sein Vorgänger in den Dienstgrad eines Oberstleutnants befördert und zusätzlich von seinem Tambourcorps „Blüh-Auf“ Glehn zum Ehrenmajor ernannt.

Seit 2008 fährt das Tambourcorps einmal jährlich ins Trainingslager. An dem sogenannten Probenwochenende wird dann ein neues Musikstück eingeübt. Die Anteilnahme an dieser Veranstaltung wächst stetig. Egal ob in Lünen, Meppen, Xanten, im Nationalpark Eifel oder in Münster, waren und sind wir gern gesehene Gäste in den jeweiligen Herbergen. So hat der Verein es geschafft, knapp 15 Märsche neu in sein Repertoire aufzunehmen. Hier legt man besonderen Wert darauf, Märsche einzustudieren, welche im Umkreis nicht ständig gespielt werden. In Zusammenarbeit mit dem 1.Neusser Regiments Tambourkorps von 1904 und dem stetigen Austausch beider Vereine, gelingt es immer wieder, relativ unbekannte Märsche einzuüben und den Menschen in unserer Region darzubieten. Nicht selten gelingt es den beiden Vereinen deshalb, Ideengeber für weitere Vereine zu sein, welche dann dieselben Musikstücke in ihr Repertoire aufnehmen.

In den Jahren 2012-2015 wuchs das Tambourcorps auf eine Stärke von über 30 aktiven Musikern heran. Um die Außendarstellung abzurunden, entschied man sich 2012 dazu, von nun an mit einem Schellenbaum aufzumarschieren. Uwe Klasen kümmerte sich hier federführend um die Anschaffung, welche mit der Unterstützung des Schützenvereins Glehn erfolgte. Eine weitere musikalische Veränderung, angeregt von Kevin Moll, war die Anschaffung von 10 großen Armee-Paradetrommeln im Jahr 2015. Anders als andere Vereine entschied man sich hier, den Klang traditionell zu halten und nicht auf immer härter klingendes Schlagwerk zu setzen.

Der seit 1998 dem Verein zugehörige Sascha Göbels, übernahm im Jahr 2017 das Amt des 1. Vorsitzenden. Sofort nach seinem Amtsantritt konzentrierte er sich auf die Neugestaltung unserer Krönungsveranstaltung. Heute kann man sagen, mit vollem Erfolg. Anders als gewohnt, wurde seitdem die Krönung nicht mehr im noch heutigen Vereinslokal Alt Glehn abgehalten, sondern im Theatersaal des Glehner Buretheaters. Der Frangensaal bietet die Möglichkeit, die Anzahl der Gäste zu verdoppeln und unsere Krönung als festen Bestandteil im Glehner Schützenkalender zu verankern.

In den Jahren 2020-2022 hatte die Corona-Pandemie alles fest im Griff. Private Kontakte mussten auf das Mindeste reduziert, wenn nicht sogar ganz ausgesetzt werden. Auch wir als Verein litten unter diesen Zuständen. Der Ausfall der gemeinsamen Proben und Auftritte sowie Vereinsfeiern und Zusammenkünften hat die Spielleute gerade nach der Pandemie viel Kraft gekostet. Mit Stolz kann man heute sagen, dass wir als Verein gut durch diese schwierige Zeit gekommen sind .

Seit nun 70 Jahren ist der Verein aktiv in Glehn und Umgebung. Es war und bleibt immer das Ziel der Spielleute, ihren Mitmenschen mit der Marschmusik Freude zu bereiten. Mit einer bunt gemischten Altersstruktur ist auch der Grundstein für eine blühende Zukunft gelegt. Ein Miteinander durch alle Altersklassen lässt darauf schließen, dass unsere Mitmenschen noch lange Spaß an uns und unserer Musik haben werden.

Unsere rund 60 passiven Mitglieder sind eine weitere starke Stütze unseres Vereins. Hier gilt, nicht nur die alljährliche finanzielle Unterstützung anzusprechen, sondern auch die tatkräftige Unterstützung bei Vereinsaktivitäten, Ausflügen und nicht zuletzt Auftritten.

Den Namen „Blüh Auf“ trägt das Corps mit Stolz und Würde, denn es hat in den 70 Jahren seines Bestehens viel Freud und auch Leid durchgestanden.
Wenn sich heute das Geburtstagskind mit einer Gesamtstärke von ca. 25 Spielleuten den Gratulanten stellt, so mag dies ein sichtbares Zeichen dafür sein, dass der damalige Wunsch seiner Gründer, das Corps möge „aufblühen“, voll in Erfüllung gegangen ist.
Möge es weiter blühen und gedeihen, zur eigenen und zur Freude aller Mitmenschen.